Im Frühjahr 2020 ereilte mich eine Nachricht, die mich zum Grinsen und zum Trauern brachte. Denn mir schrieb ein Freund, dass er durch einen Sturm einen großen Schwarznussbaum hätte und ob ich damit was anfangen könnte. Wir haben also einen Termin vereinbart und ich habe mir den guten Baum mal angesehen. Bei eintreffen in Guttenberg traute ich meinen Augen nicht. Dieser Baum muss weit über 100 Jahre alt gewesen sein. Eine Schwarznuss mit so hohem Alter ist eher untypisch für unsere Region, da diese Bäume hier nicht heimisch sind und somit damals bewusst gepflanzt wurden.
Ein riesiger Nussbaum
Der Baum hatte einen ca. 2,5-3m hohen Stamm, der innen komplett hohl war. Anschließend teilte sich der Baum in zwei starke Äste auf. Durch den Sturm und den hohlen Kern hielt dieser riesige Nussbaum nicht mehr stand und zerbrach in zwei Teile. Der untere Rumpf blieb dabei stehen. Die Äste waren die ersten ein bis zwei Meter noch morsch aber dann entpuppte sich das Holz als wahrer Traum für jeden Holzliebhaber. Das einzige Problem war der steile Hang. Man konnte nicht zum Baum hinfahren, sondern musste ihn Stück für Stück filetieren/zerlegen und mit der Sackkarre abtransportieren. Dies erforderte an mehreren Tagen viele Stunden Fleißarbeit.
Die Schönheit einer Schwarznuss
Schon beim filetieren hat man die pure Schönheit dieses Holzes zu Gesicht bekommen. Der dunkle Kern, welcher beim Nussbaum sehr unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, ist sehr groß. Einige Teile habe ich noch vor Ort zugesägt und zum trocknen vorbereitet, da mein Freund selbst einige Stücke trocknen wollte, dass ich später Schalen, Teller, Serviettenringe, Becher oder auch Besteck-Griffe für Ihn draus drechseln kann.
Transport und das Lagern von Holz
Da der Stamm unheimlich groß war, blieb natürlich neben der vorbereiteten Menge für meinen Freund noch einiges übrig, welches ich dann selbst für mich mit abtransportiert habe. Alles was ich nicht verwerten könne, würde im Brennholz landen. Diesen Satz hassen Drechsler, vor allem bei so einem schönen Holz. Folglich habe ich so viel eingelagert, wie es mir nur möglich war. Ein Problem war hier, dass der Baum im April gefallen ist. Hier steht der Stamm schon voll im Saft und hat unheimlich viel Flüssigkeit, was den Trocknungsprozess enorm erschwert.
Kanteln und Rohlinge vorbereitet
Um das Holz besser und rissfrei zu trocknen, habe ich die großen Stücke mit der Bandsäge auf Bretter, Bohlen und Kanteln gesägt. Dies erleichtert und beschleunigt den Prozess. Einige Stücke habe ich auch gleich vorgedrechselt und mit dem Schalenstecher unterschiedlich große Schalenrohlinge vorbereitet. Somit habe ich dann in ferner Zukunft gutes Ausgangsmaterial für Flaschenöffner, Gewürzmühlen, Becher, Pizzaschneider, Weinverschlüsse oder andere gedrechselte Waldstücke.
Die Maserung der Schwarznuss
Die Maserung dieser Schwarznuss ist wirklich einzigartig, ich selbst habe noch keine regionale Nuss gesehen, mit einer solch schönen ausgeprägten Maserung! Dies ist bis jetzt das schönste regionale Holz, welches ich mein Eigen nennen darf. Ich kann es kaum erwarten, bis das Holz soweit getrocknet ist, dass man es verarbeiten kann.
Schwarznuss-Zwillinge
Neben diesem Baum steht noch eine zweite Schwarznuss mit gleichem Alter. Diese Nuss steht aber viel näher an einem großen Gebäude und stellt natürlich mit der Zeit eine große Gefahr da. Man kann von außen nicht erkennen, ob diese Nuss auch innen hohl ist und zu zerbrechen droht. Aus diesem Grund kann es durchaus sein, dass die zweite Nuss die nächsten Jahre gefällt werden muss. Doch hier heißt es abwarten und Tee trinken.