Eine Woche Drechselabenteuer auf einer wunderschönen Insel mit herzlichen Menschen aus aller Welt. In diesem Artikel berichte ich euch, wie es zum Drechselkurs in Irland gekommen ist. Warum ausgerechnet Glenn Lucas, wie die An- und Abreise vonstatten ging, wo ich untergekommen bin und vor allem wie der Kurs selbst war.
Ein Traum geht in Erfüllung
Im August 2022 ist es so weit – ich wurde 30 Jahre alt. Um das gebührend zu feiern, hatte ich zu einer großen Geburtstagsfeier eingeladen. Viele Freunde und natürlich die Familie waren eingeladen. Im Vorfeld habe ich mir keine größeren Gedanken gemacht, was man sich wünschen könnte und ehrlich gesagt habe ich mich auch nicht gewundert, dass niemand fragte, was ich denn gebrauchen könne.
Erst am Geburtstag selbst wurde es mir dann klar, dass irgendwas Größeres im Busch ist. Denn die Gäste kamen nach und nach gratulierten, aber hatten keine Geschenke dabei. Es wäre mir jetzt nicht wichtig gewesen, dennoch ist es mir merkwürdig vorgekommen. Im Laufe des Abends war es dann irgendwann so weit und meine Frau hat ein Rollwägelchen mit einem großen Paket reingeschoben. Die Spannung stieg und ich wurde genötigt es auszupacken. Es stellte sich raus, dass unter diesem Päckchen ein alt aussehender Koffer versteckt war. Und dann hat es gar nicht lange gedauert, als ich erkannt habe, worum es sich handelt. Der Koffer war mit irischen Flaggen und Leckereien in den Landesfarben geschmückt. Zudem mit Guinness- und Kilkenny-Bier.
Da war es klar – ich muss wohl nach Irland reisen, um dort endlich mal drechseln zu lernen. Die Freude war riesig, ich müsste lügen, wenn ich sage, dass keine Tränen geflossen sind. Ich hatte Tina scheinbar sehr oft von Glenn erzählt und geschwärmt. Doch durch die Geburt unserer Tochter habe ich diesen Traum gedanklich erstmal einige Jahre nach hinten verschoben. Nun ja, die Freunde und Familie haben zusammengelegt und meine Reisekasse nach Irland gut gefüllt. Am nächsten Tag hab ich gleich den Kurs für Juli 2023 gebucht.
Wer ist Glenn Lucas?
Glenn Lucas ist einer der bekanntesten und vermutlich talentiertesten Schalendrechsler der aktuellen Zeitgeschichte. Er drechselt im Jahr bis zu 3000 Schalen und blickt auf nunmehr 30 Jahre Drechselerfahrungen zurück.
Glenn lebt mit seiner Frau Cornelia in der Nähe von Borris einem kleinen Dorf im County Carlow in Irland. Dort hat er bereits vor vielen Jahren begonnen, Drechselkurse anzubieten. Erst in einem kleinen Schuppen und nun seit 2021 in seinem neuen „Woodturning Study Centre“. Einer großen Werkstatt, die perfekt konzipiert und eingerichtet wurde, für das Vermitteln von allem Wissen zum Thema Schalendrechseln.
Seit Glenn die sozialen Medien für sich entdeckt hat, ist er zudem ein echter Internetstar mit fast 133.000 Followern auf Instagram und fast 16.500 Abonnenten auf YouTube. Durch seine überaus freundliche, sympathische und offene Art kann man ihn nur mögen. Weitere Informationen zu Glenn und seinem Werdegang findest du auf seiner Webseite.
Die Planung, Anreise und Unterkunft
Da Irland nicht gleich ums Eck liegt, sollte die An- und Abreise doch etwas geplant sein. Da ich keine Informationen hatte, wo andere Drechsler herkommen, die den Kurs ebenfalls besuchen wollen, war ich auf mich alleine gestellt. Somit habe ich mich dazu entschieden von Deutschland nach Irland zu fliegen und dort vor Ort mit einem Mietauto zu fahren, was zwar relativ teuer ist, aber mir jegliche Flexibilität bereitet.
Auf nach Frankfurt und ab nach Irland
Direkt im Anschluss an die Buchung des Kursplatzes habe ich mich um ein Flugticket gekümmert. Der Kurs geht am Montag um 09:30 Uhr los und endet am Freitag gegen 17:00 Uhr. Also wann startet man ins Abenteuer und wann kommt man zurück? Ich habe mich dazu entschieden, jeweils einen Reisetag einzuplanen. Somit wollte ich am Sonntag anreisen, um am Montag entspannt in die Masterclass starten zu können. Nachdem ich diverse Flugportale nach möglichen Flügen durchforstet habe, blieb eigentlich nur ein Flug übrig. Ich wollte einen Direktflug und nicht unnötig Umsteigen. Somit blieb nur ein Flug der Lufthansa am Sonntagmorgen um ca. 6:25 Uhr von Frankfurt.
Da man ausreichend Zeit vorher am Flughafen sein sollte, habe ich mich aber dazu entschlossen, schon am Samstagnachmittag nach Frankfurt zu fahren und dort eine Nacht in einem nahen Hotel zum Flughafen zu verbringen. Hier habe ich bei meiner Suche das Galeria Airport Hotel gefunden und war zufrieden. Schöne Zimmer, einfaches Bad mit Dusche und mehr braucht man für eine Nacht nicht. Dann ging es früh gegen 4:15 Uhr zum Flughafen. Das Einchecken, Gepäckaufgabe und der Flug verliefen reibungslos.
Linksverkehr – Das Auto für Irland
Am Flughafen in Dublin angekommen, führte mich mein Weg direkt zum SIXT-Schalter. Denn ich hatte im Vorfeld einen Mietwagen bei SIXT reserviert. Ich habe den kleinsten genommen, denn ich ging davon aus, dass ich ja allein unterwegs sein werde. Nach einer längeren Wartezeit am Schalter war ich dann auch dran und der SIXT-Mitarbeiter hat mir alles erklärt und den Weg zum SIXT-Parkplatz geschildert. Kurz den Vertrag unterschrieben und die Kaution auf der Kreditkarte geblockt, schon gings los. Ich hatte einen kleinen, aber feinen Toyota. Und dass es ein Rechtslenker ist, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Das Auto hatte schon viele Kratzer und Dellen, aus diesem Grund habe ich von allen Makeln Fotos und Videos gemacht, nicht dass mir im Nachgang noch etwas angehängt werden kann. Diesen Tipp habe ich im Vorfeld in einem Forum gelesen.
Dann gings auch schon los. Koffer und Rucksack im Auto verladen und dann ab auf die linke Spur. Etwas Gewöhnung bedarf es schon, rechts zu sitzen und links zu fahren und vor allem auch links zu schalten. Da ich mein Auto gegen 9:30 Uhr entgegengenommen habe, stand mir der ganze Tag noch zur freien Verfügung. Da ich in meiner Unterkunft ohnehin erst gegen 16:00 Uhr einchecken konnte. Somit bin ich nach Dublin gefahren, anschließend zur Brittas Bay und zum Schluss dann zur Unterkunft. Ich musste die ganze Woche nur einmal kurz Tanken, dies habe ich auf dem Rückweg nach Dublin erledigt. Das Auto hat mir die ganze Woche gute Dienste geleistet und ich konnte es dann am Samstag ohne Dellen und Kratzer zurückgeben. Dies hat auch sehr unkompliziert funktioniert. Im Nachgang betrachtet war das Auto sogar günstiger, als bei der vorherigen Reservierung kalkuliert.
Sightseeing: Dublin und Brittas Bay
Da ich am Sonntag noch relativ viel Zeit hatte, wollte ich in Dublin das ehemalige Gefängnis Kilmainham Gaol anschauen, leider habe ich mich nicht rechtzeitig um einen Besucherslot gekümmert und dann waren schon alle Tickets vergeben. Sehr schade! Dann bin ich in die Innenstadt in ein (überteuertes) Parkhaus gefahren und habe mir Dublin angeschaut. Eine wirklich schöne Stadt mit vielen kleinen Restaurants und vor allem Pubs. Schade, dass ich noch fahren musste, sonst wäre diese Tour noch schöner geworden.
Nachdem ich etwas durch die Straßen und Läden geschlendert bin, habe ich mir was zum Mittagessen gesucht. Danach bin ich zurück zum Parkhaus und habe mich langsam auf den Weg Richtung Süden gemacht. Hier habe ich mich dazu entschieden, die Ostküste entlangzufahren und nochmal einen Strand anzusteuern. Dies habe ich dann auch getan.
Brittas Bay Beach war das Ziel. Schnell von der Autobahn runter, zack ist man dort. Kostet zwar 4 € Parkgebühr, doch das war zu verkraften. An diesem Tag war es sehr windig, aber das Meer war schön und es tat einfach gut, barfuß am Strand entlangzuschlendern und für meine Tochter ein paar schöne Steine zu sammeln.
Dann habe ich mir am Imbiss noch einen Tee geholt und kurz in den Sand gesetzt und einfach den Moment genossen. Im Anschluss bin ich dann weiter Richtung Unterkunft gefahren, auf dem Weg habe ich kurz bei einem Aldi angehalten und das Nötigste eingekauft.
Interessanter Fun-Fact für uns Deutsche: In Irland haben die Läden Mo-So geöffnet. Den Google-Standort des Brittas Bay Beach findest du hier.
Unterkunft mit traumhaftem Ausblick
Glenn gibt auf seiner Webseite einige Empfehlungen für Unterkünfte und Hotels in der Umgebung. Leider waren diese teilweise schon ausgebucht oder dermaßen teuer, dass ich selbst auf die Suche gehen musste. Über AirBnB bin ich dann fündig geworden. Eine kleine Wohnung auf einem Bauernhof in der Nähe von Borris. Die Unterkunft ist klein aber fein und verfügt über eine gut ausgestattete Küche, ein bequemes Bett und ein kleines Bad mit Dusche. Der Blick vom Badezimmer ist atemberaubend. Den Link zur Unterkunft findest du hier.
Die Gastgeber Breda und Joe sind sehr freundlich und haben mir bei Ankunft ein frisch gebackenes Brot und fische Kekse überreicht. Auf dem Bauernhof sind einige Kälber und viele schöne Pferde vorhanden, man kann hier locker über den Hof schlendern und alles anschauen. Der Bauernhof liegt allerdings im Nirgendwo und die Straßen sind sehr eng. Wenn man also früh etwas spät dran ist und einem eine Schaf- oder Kuhherde entgegenkommt, hat man verloren. Dann muss man einfach warten, wenn nicht sogar zurückstoßen. Die Unterkunft ist komplett zugewachsen, was es sehr idyllisch macht.
Da man in dieser Unterkunft immer auf das Auto angewiesen ist, auch für die abendlichen Aktivitäten, würde ich empfehlen erst eine Unterkunft direkt in Borris zu suchen und sollte es dort nicht klappen auf diese auszuweichen. Dann kann man Abends im Pub auch mal das ein oder andere Guinness trinken.
Der Drechselkurs: 5-Day Masterclass
Nun geht es zum eigentlichen Hauptaugenmerk der Woche, den Drechselkurs selbst. Diesen werde ich euch in Tage und Themen untergliedern. So habt ihr einen tollen Überblick, welche Themen behandelt wurden und welche Unikate geschaffen wurden. Der Ablauf gestalte sich im Allgemeinen wie folgt:
Beginn war in der Regel um 09:00 Uhr (außer Montag am 09:15 Uhr). Um ca. 11:00 Uhr gab es dann eine kurze Kaffeepause mit Keksen oder leckerem Kuchen. Um 13:00 Uhr haben wir dann meistens gegessen, dies war immer ein bisschen abhängig vom Kurstag und den behandelten Inhalten.
Das Mittagessen hat Cornelia zubereitet und war durchgehend hervorragend. Sehr abwechslungsreich und man konnte sogar im Vorfeld mitteilen, ob Allergien oder Unverträglichkeiten vorhanden sind. Sehr rücksichtsvoll!
Um ca. 17:00 Uhr war dann Schluss, aber auch hier sind wir auch mal um 17:30 Uhr aus der Werkstatt raus, weil das aktuell behandelte Thema noch abgeschlossen wurde. Was nach dem Kurs passiert ist, erfahrt ihr im nächsten Abschnitt Pubs und Restaurants. Doch jetzt erstmal zum spannendsten Thema.
Tage
Montag – Freitag
Start
09:00 Uhr (Montag 09:15 Uhr)
Kaffeepause
11:00 – 11:15 Uhr
Mittagspause
13:00 – 14:00 Uhr
Ende
17:00 Uhr
Tag 1 – Teilnehmer, Scharfe Eisen, Arbeitsplatz und Vordrechseln
Als ich mich früh am StudyCentre eingefunden habe, waren schon alle anderen Teilnehmer anwesend. Man begrüßte sich freundlich und alle waren sichtlich aufgeregt. Doch Glenn und Cornelia haben uns mit offenen Armen empfangen. Nachdem wir unsere Drechseljacken bekommen haben, wurden in der Werkstatt ein paar Stühle aufgestellt und Glenn hat sich uns vorgestellt. Nach seiner Vorstellung hat er uns gebeten auch ein bisschen was zu uns und unserer bisherigen Erfahrung zu nennen.
Die Teilnehmer aus aller Welt
Hier stellte sich schnell raus, dass die Erfahrung in der Gruppe sehr unterschiedlich war, denn manche hatten gar keine eigene Drechselbank und wiederum andere drechseln schon seit 10 Jahren. Die Teilnehmer kamen aus aller Welt. Julann aus New York/USA, Alan aus Kentucky/USA, Dennis aus San Diego(Kalifornien)/USA, David aus Ohio/USA, Martin aus Ledbury/England, Eli aus Isreal und zu guter Letzt Wolfgang aus Deutschland.
Das Schärfen der Drechseleisen
Im Anschluss ging es gleich richtig los mit dem Thema Schärfen von Drechseleisen. Hier hat Glenn viele verschiedene Maschinen und Schleifarten angesprochen und die Vor- und Nachteile aufgezeigt. Fazit des ganzen war, man soll mit dem Werkzeug arbeiten, die man bereits hat. Eine Neuanschaffung ist oft nicht nötig, denn man muss nur die vorhandenen Eisen nach denselben Einstellungen schärfen und hat so minimalen Materialabtrag und eine stets scharfe Klinge. Da ich den Tormek T4 zu Hause habe, habe ich die Woche meine Drechseleisen auf einer Tormek T8 geschliffen. Wie ich verwendet Glenn hier auch die Diamantschleifscheiben mit 600er-Körnung, da diese mit der Zeit keine Unebenheiten entwickeln und ein sauberes und vor allem gleichbleibendes Schliffbild liefern.
Glenn hat bei seinen Werkzeugen ein System entwickelt, welches ein schnelles und sicheres Schleifen erlaubt. So ist gewährleistet, dass alle Winkel gleich bleiben und nicht aus versehen die falsche Einstellung am Tormek gewählt werden kann. Er setzt hier je Anschliff auf unterschiedliche Farbmarkierungen.
Farbe | Nutzung | Fasenwinkel |
RED | Vordrechseln von nassen und trockenen Schalen, Feinarbeit | 55° |
GREEN | Feinarbeit, Finale Schnitte | 45° |
BLUE | Feinarbeit, Finale Schnitte am Schalenboden | > 60° |
Wenn man sich nicht sicher ist, ob die Schneide komplett geschliffen wird, kann man diese vor dem Schleifen mit etwas Filzstift anmalen. Nach dem Schleifen sieht man dann genau wo Material abgetragen wurde und wo nicht, durch das übrig Bleiben der Filzstiftmarkierung. Eine gleichbleibende und flüssige Bewegung beim Schleifen ist zudem wichtig, dass das Material gleichmäßig abgetragen wird und nicht unterschiedlich viel in der Schneidenmitte oder an den Schneidenflügeln.
Dieses Farbsystem ist sehr einfach, da man die Werkzeuge mit einfachem Isolierband markieren kann und weiß somit sofort welcher Winkel hier anliegt und welche Einstellungen an der Tormek getroffen werden müssen. Solltet ihr Interesse an den konkreten Einstellungen der Tormek haben, könnt ihr bei Glenn sein Jig-Sharpening-Cheat-Sheet für einen geringen Obolus erwerben.
Mein Arbeitsplatz für eine Woche
Jeder Kursteilnehmer hat seine eigene Drechselbank mit dazugehörigen Spannfuttern, Drechseleisen, Messwerkzeugen und allem was man fürs drechseln benötigt. Eine leistungsstarke Absauganlage ist ebenfalls an jedem Arbeitsplatz angebracht und einzeln steuerbar.
Meine Drechselbank ist Vicmarc VL300 mit einer fest montierten sehr guten Arbeitsleuchte. Vorher habe ich auf einer Vicmarc noch nicht gearbeitet, muss aber sagen, dass ich sehr zufrieden war. Eine wirklich gute und bis ins Detail durchdachte Maschine. Zudem wurde am Anfang des Kurses jedem Teilnehmer eine Schleifmaschine zugeteilt, dass während der Masterclass jeder Teilnehmer eigenständig schleifen kann und keine Staus an den Schleifgeräten entstehen.
Neben den Werkzeugen steht jedem Teilnehmer auch ein Visier und eine Atemschutzmaske zur Verfügung. Was natürlich ebenso wenig fehlen darf, ist ein kleiner Besen, um den Arbeitsplatz stets sauber zu halten. Im rechten Bild kann man die sehr gut organisierte Arbeitswand und die Drechselbank erkennen.
Vordrechseln einer Nassholzschale
Nach viel Theorie ging es dann auch endlich los. Wir haben als Erstes einen Schalenrohling aus Esche erhalten. Dieser war einen Tag zuvor aus einem Stamm erst mit der Kettensäge und dann mit der Bandsäge gesagt worden. Somit ist dieser noch nass und hat eine hohe Restfeuchtigkeit. Diesen haben wir mit einer Planscheibe mittig befestigt und dann auf die Drechselbank gebracht.
Nun haben wir die Außenseite des Schalenrohlings gedrechselt und Schnitt für Schnitt das Holz entfernt. Da das Holz nass war, ging das natürlich sehr leicht von der Hand. Erst hat man gröbere Schnitte angesetzt um Material abzutragen, im nächsten Schritt hat man dann bereits den ersten Pushcut geübt, um eine saubere Oberfläche zu erhalten. Dies ist mir dann auch ganz gut gelungen und ich habe Parmesanähnliche Späne erhalten.
Die Wandstärke blieb etwas dicker, dass man den Schalenrohling nach dem Trocknen und dem damit einhergehenden Werfen des Holzes wieder rund drechseln kann. Die vorgedrechselten Schalen haben wir über Nacht in Plastikmüllbeutel gepackt, dass diese nicht zu schnell trocknen, das Versiegeln mit Leim haben wir erst am nächsten Morgen durchgeführt.
Feierabend im Joyce’s
Ein langer und sehr eindrucksvoller Tag ging dann auch zu Ende. Ein Teil der Gruppe hat sich im Anschluss noch bei Joyce’s, einem kleinen Pub in Borris, getroffen, um die Erfahrungen des ersten Tages auszutauschen. Das Guinness habe ich mir für das Bild von Julann stibitzt, da ich als verantwortungsvoller Fahrer natürlich nie trinken würde, wenn ich anschließend nochmal ans Steuer muss. Ich bin somit beim Heineken 0.0 geblieben.
Im Imbiss nebenan gab es dann auch noch ein paar leckere Burger mit Pommes und verschiedenen Dips.
Tag 2 – Holztrocknung, Irish Platter
Der zweite Tag stand an. Ich bin normal in den Tag gestartet und im Kurs haben wir uns erst mit der Holztrocknung im „Kiln“ befasst und anschließend mit dem traditionellen irischen Teller beschäftigt. Den Abend haben wir wieder gemütlich im Joyce’s in kleiner Runde ausklingen lassen.
Der Start in den Tag
Der zweite Tag startete mit einer tollen Aussicht aus dem Bad. Ein junges Kalb hat mich freundlich begrüßt. Die Aussicht ist auch bei schlechtem Wetter einfach schön, der Blick über die Hügel und Hecken, einfach traumhaft schön.
Als Frühstück habe ich mir, wie die ganze Woche, zwei Toasts, Tee und Instantkaffee gemacht. Dann ging es in die Dusche und anschließend habe ich Julann, Dennis und Eli abgeholt und wir sind zusammen zum StudyCentre gefahren.
An diesem Tag bin ich sogar etwas früher losgefahren und bin noch zum Supermarkt und habe für Glenn ein Mini-Muffin mit Kerze besorgt, denn er hatte Geburtstag. Diese haben wir dann zusammen bei einem kurzen Ständchen überreicht.
Einfache Holztrocknung mit eigen gebautem „Kiln“
Glenn hat uns im Zuge der Versiegelung der am Tag zuvor gedrechselten Schalen gezeigt, wie diese für die Trocknung vorbereitet werden. Er schmiert die Stirnseiten und teilweise die Ränder des Schalenrohlings mit Holzleim ein. So verhindert er, dass die Feuchtigkeit in den offenen Holzfasern zu schnell austritt und so Risse entstehen können. Im Anschluss hat er uns noch seinen Kiln gezeigt und erklärt. Hier trocknet er innerhalb von wenigen Monaten Schalenrohlinge auf die gewünschte Restfeuchte von 10-14 %. Hierfür wird der gedämmte Innenraum auf eine erhöhte Temperatur gebracht und mittels Ventilatoren die Luft durch das gestapelte Holz geblasen. Über einen Kondensator wird die Luftfeuchtigkeit aus dem geschlossenem Raum abgeleitet. Glenn hat zwei separat schaltbare Trockenkammern. Eine wurde vor kurzem geöffnet. Er betone mehrfach, dass es in dieser Kammer normalerweise nicht so unordentlich aussieht und diese sauber gestapelt waren. Ein schweres Erdbeben sorgte für dieses Chaos, zumindest wird dies vermutet. 😉 Er hat uns in diesem Schritt gezeigt, wie sehr sich Holz teilweise verziehen und werfen kann.
Irish platter – Der traditionell irische (Servier-)Teller
Nach der Trockentheorie ging es endlich wieder an die Drechselbank und wir haben ein Stück Bergahorn (Sycamore) aufgespannt. Der traditionell irische Platter steht nun auf dem Programm. Die Form für diesen Servierteller oder Teller hat Glenn von einem ca. 200 Jahre (Ich bin mir nicht zu 100 % sicher, könnte auch noch älter gewesen sein.) altem Holzteller, welcher sich in seinem Besitz befindet.
Zum Start haben wir die Außenseite des Tellers gedrechselt und hier wieder Pushcuts geübt. In diesem Zug haben wir einen wechselnden Pushcut von konvex hin zu konkav. Eine tolle Übung für das flüssige Führen der Werkzeuge.
Nachdem die Form der Außenseite fertig war, haben wir am Teller einen Rezess angebracht. Dieser hat eine Tiefe von maximal 2-3 mm und einen Winkel von 77°, dass er zu den Vicmarc-Spannbacken passt. Beim Durchmesser des Rezesses muss darauf geachtet werden, dass dieser exakt dem Durchmesser der fast geschlossenen Spannbacken entspricht, so hat man die beste Spannwirkung ohne Abdrücke im Holz zu hinterlassen.
Im Anschluss wird der Teller umgespannt und es wird die Innenseite bearbeitet. Hier hat man einen schönen breiten Rand mit kleiner Wulst, der dann nach innen verläuft. Die innere Fläche des Tellers ist plan, sonst läuft die ganze Bratensoße ja in die Mitte.
Der Teller wird dann natürlich noch geschliffen. Hier ist die Philosophie der Drechsler auch sehr unterschiedlich. Ich persönlich bevorzuge es schon eine sehr gute Oberfläche mit den Drechseleisen zu erreichen, dass ich gar nicht oder mit einem feinen Schleifgrad wie 240 oder 320 beginnen kann. Glenn sieht dies ein bisschen anders, er sagt es ist egal, wie man ans Ziel kommt, solange die Qualität am Ende stimmt. Hier muss ich ihm wohl recht geben, allerdings ist es vermutlich zeitaufwendiger, wenn man mehr zu schleifen hat.
Die Oberflächenbehandlung haben wir an diesem Tag nicht mehr geschafft und haben es dann am dritten Tag in der Früh behandelt.
Tag 3 – Oberflächenbehandlung, Maschinenpflege, Dublin Viking Bowl
Am Mittwoch haben wir uns früh mit der Oberflächenbehandlung von Holz beschäftigt und die Platter behandelt. Anschließend ging es gleich in die Maschinenpflege über. Den Rest des Tages haben wir dann an der Dublin Viking Bowl gearbeitet. Nach dem Drechselkurs sind hatten wir alle einen gemeinsamen Abend im Restaurant.
Wachse, Öle und wie die korrekte Zusammensetzung
Es ist kein Geheimnis, dass jeder Drechsler sein eigenes Lieblingsöl oder -wachs zur Oberflächenbehandlung hat. Hier gehen die Meinungen und Präferenzen auch sehr weit auseinander. Denn die einen setzen auf reine natürliche Inhaltsstoffe, andere auf Öle welche mit Hilfe von Mineralölen oder anderen Zusätzen besonders aushärten. Persönlich bevorzuge ich hier ebenfalls den natürlichen Ansatz für die meisten meiner Produkte. Es kommt natürlich immer auf den Nutzen des jeweiligen Waldstück-Unikats an.
Glenn verfolgt eine ähnliche Herangehensweise. Er setzt auf eine Mischung aus Carnaubawachs, Bienenwachs und Öl. Sein eigenes Gemisch habe ich auf dem Kurs jetzt, das erste Mal ausprobieren können und bin sehr begeistert. Das Gemisch wird am fertigen Objekt mit einem Baumwollstück in Kreisbewegungen aufgetragen und anschließend bei rotierendem Objekt „eingeschmolzen“, da durch die Reibung höhere Temperaturen entstehen. Fertig. Eine wirklich tolle Oberfläche ist entstanden. In diesem Zuge hat uns Glenn aber auch noch andere Möglichkeiten zur Oberflächenbehandlung aufgezeigt und erklärt.
Maschinenpflege für einen treuen Begleiter
Die Drechselbank ist das Handwerkszeug des Drechslers, wie die Kelle des Maurers oder der Hammer des Dachdeckers. Wie man das Werkzeug hegt und pflegt, bleibt es einem ein Leben lang treu. Und gerade beim Drechslern gibt es viele äußere Einflüsse, die der Bank zusetzen können. Die Gerbsäuren von beispielsweise Eiche setzen schnell rum Rost an.
Oder beim Schleifen gibt es den Abrieb der Schleifblätter, welcher auf dem Bankbett landet und Spuren hinterlassen kann, wenn man mit der Handauflage oder dem Reitstock drüber rumpelt. So sollte man die Drechselbank nach jedem Arbeitstag wieder so rein verlassen, wie man sie vorgefunden hat. Beim Schleifen sollte man eine Unterlage aufs Bankbett legen, dass der Schleifstaub gar nicht erst damit in Berührung kommen kann.
Zudem sollte das Bankbett regelmäßig poliert werden, hier gibt es verschiedene Cremes und Maschinenkosmetik, die genau dafür ausgelegt ist. Ich persönlich habe bis jetzt immer Silbergleit verwendet und war damit sehr zufrieden. Glenn setzt hier auf „PRISM Metal Polish Fibreglass Deoxidizer“ und ist damit sehr zufrieden, dies kann man aber nicht so einfach in Deutschland beziehen.
Dublin Viking Bowl
Jetzt kommen wir zu meinem persönlichen Highlight der Woche – einer Dublin Viking Bowl. Die für mich anspruchsvollste Schale.
Als Erstes haben wir den Rohling mit einer Planscheibe aufgespannt und die Außenseite gedrechselt. Hier hat man ein paar Anhaltspunkte, wie man die Wölbung und den Rand gut hinbekommt. Wenn die Außenseite fertig ist, wird der Zapfen noch dran gelassen und die Schale wird umgespannt.
Die Innenseite war dann für mich das schwerste, da man hier nicht in einem Zug drechseln kann und mit unterschiedlichen Werkzeugen arbeiten muss. Zudem sollte die Wandstärke ja konstant gleich sein. Dies war für mich der Kniff, diese konstante Wandstärke von 6 mm überall zu erreichen und dennoch eine gute Form zu erhalten. Anschließend wird das Werkstück geschliffen und die Oberfläche behandelt. Der Zapfen bleibt noch dran, der wird dann am letzten Tag entfernt, wenn wir alle Zapfen aller Werkstücke entfernen. Ich finde, die Dublin Viking Bowl ist mir gut gelungen und ich bin sehr zufrieden.
Gemeinschaftsabend im Clashganny House Restaurant
Nachdem die Dublin Viking Bowl fertig gestellt wurde, hatten wir schon wieder ein bisschen überzogen und der Arbeitstag neigte sich dem Ende. An diesem Abend hat Cornelia für uns einen Tisch im Clashganny House Restaurant bestellt. Alle Teilnehmer sind kurz nach Hause und haben sich frisch gemacht. Dieser Abend war der erste, an dem ich was trinken konnte, denn Cornelia war so lieb und hat mich von meiner Unterkunft abgeholt und mit zum Restaurant genommen. Natürlich habe ich mich am typisch irischen Gin versucht und ein Guinness durfte natürlich auch nicht fehlen. Das Wetter war perfekt und es hat sogar eine Liveband mit Karaoke gespielt. Am Nebentisch war ein Junggesellinnenabschied, welcher da natürlich ordentlich Gas gegeben hat.
Direkt neben dem Restaurant ist ein Fluss, auf dem kleine Boote unterwegs sein können. Hierfür gibt es alle paar Kilometer Schleußen, die noch benutzt werden. Sehr idyllisch und ideal für einen Abendspaziergang.
Tag 4 – Wide Rim Bowl mit Shear- und Pushcut und das Step House Hotel
Der vorletzte Tag der Masterclass beginnt mit der Auswahl von Holz. Glenn hat uns ein paar Eschenrohlinge mit der Bandsäge zurecht gesägt. Die Wide Rim Bowl steht auf dem Programm. Da nun alle Grundschnitte sitzen, geht es hier auch relativ zügig voran. Nach dem Kurs haben wir uns alle im Step House Hotel verabredet.
Wide Rim Bowl aus Esche
Die Außenseite der Schale wird erst grob vorgedrechselt, hier hat man einen schönen großen Spanabtrag. Anschließend geht es mit der geschwungenen Form weiter. Und diese ist wirklich nicht ohne, denn man wechselt hier zwischen konkav, konvex wieder hin zu konkav in einem einzigen Schnitt. Hier hat man etwas Spiel, da das Material noch zu Genüge vorhanden ist. Nach ein paar Versuchen hat man auch den Dreh raus und schafft einen durchgehenden Pushcut vom Zapfen bis hin zum Rand. Die Späne dabei ist sehr fein wie Parmesan.
Nachdem die Außenseite noch geschliffen wurde, gab es erstmal ein köstliches Mittagessen von Cornelia.
Nach dem Essen wurde die Schale dann mit dem Zapfen eingespannt und die Innenseite war an der Reihe. Hier habe ich mir selbst die Herausforderung gestellt, wieder eine sehr dünne aber gleichmäßige Wandstärke zu erlangen. Mit einer kleinen Röhre trägt man nun Schnitt für Schnitt das Holz ab, bis die gewünschte Dicke erreicht ist. Bei dieser dünnen Wandstärke fängt das Holz langsam an zu vibrieren, wenn man das Werkzeug nicht zu 100 % führt. Man kann die Finger der linken Hand verwenden, um die Schale von hinten zu stützen um die Vibrationen etwas zu reduzieren, Arbeitssicherheit steht hier aber an erster Stelle. Die Wandstärke war zum Schluss um die 5-6 mm und die Schale hat ihr Gewicht so stark reduziert, dass nur ein Hauch von Nichts übrig geblieben ist.
Alan aus den USA hat mich sehr an den Charakter aus dem Pixar Film „Oben“ erinnert. Ein sehr sympathischer Typ der erst vor 5 Jahren die Leidenschaft des Drechselns für sich entdeckt hat.
Die fertige Schale hat eine sehr tolle Maserung, diese ist entstanden, da ich die Planscheibe meines Rohlings nicht exakt im Stammmittelpunkt befand. Denn auf der einen Seite war ein etwas zu tiefer Riss im Stamm und Glenn musste den Rohling etwas zur anderen Seite verschieben. Aus diesem Grund sind die Jahresringe etwas versetzt und dieses „Ei“ kommt zum Vorschein.
Der letzte gemeinsame Abend
Die Kursteilnehmerin und Kursteilnehmer haben sich am letzten Abend zu einem gemeinsamen Dinner verabredet. Ziel war es das Step House Hotel zu besuchen. Ein meiner Meinung nach gehobenes Restaurant. Da parallel eine Hochzeit stattgefunden hat, haben wir einen eigenen kleinen Saal, das ehemalige Frühstückszimmer, erhalten. Das war schön, so waren wir unter uns.
Da ich es die ganze Woche nicht geschafft habe, das klassische Fish & Chips zu bestellen, habe ich es dort als Hauptgang verzehrt. Als Vorspeise gab es Büffelmozzarella mit Tomate und Pesto. Als Nachspeise eine köstliche Crème brûlée.
Tag 5 – Salatschale, Zapfenentfernung und Rohlinge mit Kettensäge vorbereiten
Die letzten Tage sind so schnell vergangen, dass nun der letzte Tag vor der Tür steht. Die ganze Woche verging wie im Flug und doch haben wir noch einige Punkte offen. Zum einen steht noch die Salatschale aus einem vorgedrechselten und -getrocknetem Schalenrohling auf dem Programm, wie bereite ich meine Schalenrohlinge mit der Kettensäge vor und wie drechsle ich den Zapfen mithilfe eines speziellen Spannfutters weg.
Die Salatschale aus Esche
Die Rohlinge für die Salatschalen wurden bereits vor einiger Zeit vorgedrechselt und anschließend getrocknet. Somit sind unsere Rohlinge trocken, aber haben sich leicht verzogen. Denn die Jahresringe haben immer die Eigenschaft, sich wie ein Stück Papier hinlegen zu wollen. Somit wirft sich das Holz und ist nicht mehr komplett rund.
Um diese Rohlinge dennoch sicher auf der Drechselbank bearbeiten zu können, hat sich Glenn ein Hilfswerkzeug überlegt. Eine Holzplatte mit zwei erhöhten Seiten, so hat man vier Punkte, an denen der Rohling aufliegt und eine hohe Stabilität, wenn der Reitstock gegen das Werkstück drückt. Genau das Zentrum zu finden ist nicht ganz leicht, doch mit ein paar Tipps und Tricks funktioniert das ganz gut.
Glenn war so nett und hat ein kurzes Video von mir aufgenommen, wie ich den Pushcut an der Außenseite der Salatschale durchführe.
Als Erstes wird wieder die Außenseite der Schale gedrechselt und geschliffen. Auch hier wird Wert darauf gelegt, dass man einen flüssigen und durchgehenden Pushcut erzielt für eine bestmögliche Oberfläche. Die Außenseite wurde auch gleich geschliffen und mit Glenns Oberflächenfinish behandelt. Die Maserung der Schale entpuppte sich als sehr schön und interessant.
Im Anschluss wurde die Schale wieder mit dem Zapfen gespannt und die Innenseite wurde bearbeitet. Da eine Unwucht im Werkstück vorhanden war, musste diese erst entfernt werden. Anschließend hat man den Rand ausgearbeitet und brachte die Wandung auf die gewünschte Stärke. Der Rand ist oben etwas dicker, dass er sich beim Greifen der Schale an die Hand anschmiegt und einen sicheren Halt gewährleistet.
Den Hilfs-Zapfen sicher entfernen
Wir haben alle Werkstücke, bis auf den Irish platter, mit Zapfen gespannt. Der Zapfen befindet sich noch an jedem einzelnen Werkstück und muss jetzt noch sauber entfernt werden.
Hierfür kommt ein spezielles Werkzeug zum Einsatz. Damit können größere Durchmesser von Innen oder Außen gespannt werden, um Anpassungen am Fuße vorzunehmen. Die Drehzahl ist bei diesem Werkzeug stark begrenzt und erlaubt nur ein sehr langsames und sparsames Abtragen von Holz. Zudem sollte man bedenken, dass die Wandstärke vieler Werkstücke sehr dünn ist, und zu viel Kraft beim Spannen zum kompletten Zerspringen der Werkstücke führen könnte. Hier ist also großes Fingerspitzengefühl gefragt.
Der Zapfen wird abgetragen und anschließend eine Kuhle geschaffen, dass das Werkstück auf einem Kreis mit guter Stabilität stehen kann. Im Boden können jetzt noch Verzierungen vorgenommen werden. Natürlich muss hier auch geschliffen und die Oberfläche behandelt werden. Anschließend haben wir mit einem Brandstempel unseren Namen, das Jahr, das Land und die Holzart verewigt.
Rohlinge mit der Kettensäge vorbereiten
Dieser Punkt würde eigentlich am Anfang der Woche behandelt werden, jedoch war das Wetter die ersten Tage so schlecht, dass wir draußen nichts machen konnten. Glenn zeigte uns, wie er seine Kettensägen für das Filetieren des Holzes vorbereitet. Hier gehen auch die Meinungen der Drechslcommunity sehr weit außeinander. In welchem Winkel muss die Kette geschliffen werden, mit welchem Kettentyp oder welcher Kettenstärke? Fragen über Fragen. Glenn setzt hier auf dünne Ketten mit einem 30° Anschliff.
Er demonstrierte uns die Theorie und offensichtlich sind die erzielten Resultate hervorragend. Geschliffen werden die Ketten von Hand, was eine höhere Lebensdauer der Ketten ergibt, da weniger Materialabtrag stattfindet, zudem werden die Kettenglieder nicht zu stark erhitzt beim Handschliff und können nicht ausglühen. Glenn teilte uns zudem mit, dass es schon bei der Holzvorbereitung sehr wichtig ist, immer parallel zur Faser zu schneiden, da man sonst später beim Drechseln gegen die Holzfaser schneiden muss und das mit zusätzlicher Schleifarbeit einhergeht.
Der große Abschied
Nun war es so weit, die Uhr hat 17:00 Uhr geschlagen und der letzte Tag bei Glenn Lucas im StudyCentre war vorüber. Wie es sich für einen Drechsler gehört, verlässt man den Arbeitsplatz so, wie man ihn vorgefunden hat. Die Eisen nochmal geschliffen und alles sauber gemacht.
Dann hat man noch kurz ein paar Werkzeuge und Hilfsmittelchen in Glenns Shop eingekauft und hat sich herzlich bei allen Teilnehmern verabschiedet. Und natürlich musste ich mich von Loki verabschieden. Sie hat die Woche natürlich auch sehr genossen, da sie von jedem ihre Streicheleinheiten erhalten hat. Das Licht in der Werkstatt ging aus und ich bin zurück zur Unterkunft gefahren.
Die Heimreise
Die meisten Kursteilnehmer sind bereits am Freitagabend wieder abgereist. Da mir das persönlich aber viel zu stressig erschien, habe ich meinen Rückflug erst am Samstag gegen 12:20 Uhr gebucht. Somit konnte ich noch entspannt ausschlafen, frühstücken und mich auf den Weg machen. Ich bin dann ca. 2:30 Stunden vor Abflug am Flughafen angekommen, da ich mein Mietauto noch zurückgeben musste. Hier hatte ich etwas bedenken, dass es sich stark verzögern könnte und habe etwas mehr Zeit eingeplant. Wie es der Zufall natürlich immer so will, war nichts los bei der Rückgabe und ich war innerhalb von 5 Minuten durch, auch die Rückgabe bei Sixt lief reibungslos. Anschließend wurde ich vom Shuttle-Serivce zum Terminal gefahren.
Am Terminal angekommen, kurz zurechtfinden und dann das Gepäck aufgeben. Ich hatte Glück, durch das zusätzliche Werkzeug bin ich exakt auf 22,9 kg gekommen. Anschließend bin ich zu den Sicherheitskontrollen und zu den Gates. Auf dem Weg dort hin habe ich mir noch eine Flasche irischen Gin und ein paar Mitbringsel für Frau und Kind besorgt. Anna hat von mir einen Schlafanzug mit Schafmotiv bekommen, schaut einfach nur süß aus. Und dann fing das „Unheil“ schon langsam am, seine Fahrt auf zu nehmen. Denn mein Flieger hatte mehr als eine Stunde Verspätung beim Abflug, da das Flugzeug verspätet in Dublin gelandet ist und es anschließend noch Probleme mit der Betankung der Maschine gab.
Nun gut, wir waren in der Luft und der Flug war angenehm, der Pilot teilte uns aber bereits während des Fluges mit, dass in Frankfurt ein Gewitter am Flughafen sein Unwesen treibt. Und so sollte es dann auch kommen, wir landen in Frankfurt und stehen am Rollfeld in zweiter Reihe, denn alle anderen Gates sind bereits zugeparkt, wenn man das im Flugjargon so sagt. Etwas verwundert war ich darüber, dass kein einziger Mensch am Rollfeld zu sehen war, aber zig Flugzeuge parkten. Der Pilot hat uns dann aber innerhalb kürzester Zeit aufgeklärt.
Vor einigen Jahren muss durch einen Blitzeinschlag in das Headset eines Rollfeldmitarbeiters ein tödlicher Unfall passiert sein. Aus diesem Grund wird seit dem das Rollfeld für jegliches Personal gesperrt, wenn ein Gewitter herrscht. Dies führt natürlich zu Verzögerungen in jeglicher Hinsicht. Wir mussten nach Landung noch ca. 2 Stunden warten, bis wir den Flieger dann tatsächlich verlassen konnten, denn eine Crew (Rolltreppenfahrer, Bus, Gepäcktrupp, etc …) sind laut Pilot in der Regel für 3-5 Flugzeuge zuständig, dies dauert natürlich seine Zeit bis diese alle abgefertigt sind. Die Passagiere waren größtenteils verständnisvoll bis auf wenige Ausnahmen, aber Idioten findet man halt überall.
Als die Gewitterwarnung dann aufgehoben war, staute sich der Personenverkehr an den Sicherheitskontrollen und an der Gepäckausgabe, was ja abzusehen war. Bis ich also meinen Koffer hatte, dauert auch nochmal ein gutes Stück. Die Menschenmassen in den Gepäckhallen waren wirklich übel, der Flughafen hat aber kostenlos Wasser an alle wartenden Personen verteilt, fand ich cool!
und in Frankfurt verregnet.
das Gewitter vorüber ist.
Als ich dann meinen Koffer in Empfang genommen habe, ab zum Parkhaus und nach Hause fahren. Die Autobahnen nach Hause waren glücklicherweise frei und ich hatte keinen weiteren Stau. Zwischendrin mal eine kurze Pause und dann war ich nach ca. 12,5 Stunden Reise von meiner Unterkunft in Irland wieder zu Hause und bin hundemüde ins Bett gefallen.
Fazit der 5-Day Masterclass und der Irlandreise
Jetzt komme ich zu meinem Fazit der ganzen Woche von An- und Abreise über die Unterkunft und Gegend bis hin zur eigentlichen Masterclass, zudem zeige ich kurz auf, welche Kosten bei der Reise auf mich zugekommen sind.
Fazit zur An- und Abreise
Einen Tag früher anzureisen, entzerrt die ganze Anreise und es ist ein entspanntes Starten in den Tag möglich. Wenn ich familiär nicht so gebunden wäre, würde ich sogar vor dem Kurs oder nach dem Kurs noch eine Woche Irland-Urlaub ran hängen. Auch die Rückreise einen Tag nach dem letzten Kurstag ist sehr zu empfehlen und vermeidet unheimlich viel Stress. Ich bin mit Lufthansa geflogen und war rundum zufrieden. Der Flug von FRA>DUB und DUB>FRA hat mich ca. 230 € gekostet. Das Parkticket direkt im Terminal in FRA lag bei ca. 110 € für die Zeit von Sonntag bis Samstag. Die Spritkosten für die Fahrt nach Frankfurt belaufen sich ca. auf 60 €, da ich fast eine Tankfüllung für die 600 km lange Hin- und Rückfahrt gebraucht habe.
Ich würde für die Reise auf jedenfall ein Mietauto empfehlen. Hier reicht auch die kleinste Kategorie der Autovermieter aus. Denn dann ist man flexibel und kann sich Abends oder bei der Hin- und Rückfahrt noch etwas Irland anschauen. In meinem Fall habe ich auch jeden Tag ein paar Kursteilnehmer mit zu Glenn genommen. Die haben mir am Ende der Woche ein bisschen Spritgeld zugesteckt. Auch wenn das Mietauto preislich mit ca. 400 € + Sprit ~60 € sehr ins Gewicht fällt. Ich hatte einen Kleinwagen mit Vollkaskoversicherung (2000 € SB), Schaltgetriebe der Firma Sixt. Abholung und Rückgabe waren unkompliziert und einfach. Auch der Linksverkehr war nach den ersten paar Kilometern kein Problem mehr. Das Auto habe ich bereits in Deutschland reserviert. Das spart am Flughafen bei der Ausgabe Zeit und gewährleistet, dass ein Auto in der gewünschten Kategorie verfügbar ist.
Fazit zur Unterkunft und Gegend
Mit meiner Unterkunft war ich sehr zufrieden. Sehr abgelegen und nicht ohne eigenes Auto zu erreichen. Eine wunderschöne Aussicht und preislich wirklich im Rahmen mit ca. 480 €. Vergleichbare Hotels in Borris oder der Umgebung lagen weit über 900 € für denselben Zeitraum. Hier hat man jedoch kein Frühstück und hat Selbstverpflegung. Die Gastgeber sind aber super nett und hilfsbereit.
Borris, das nächstgrößere Dorf, ist ca. 8 Minuten mit dem Auto entfernt. Dort gibt es einen kleinen Supermarkt, bei dem man wirklich alles bekommt, was man für eine Woche zum Leben braucht. Und die Supermärkte haben ja Montag bis Sonntag geöffnet. Für die Verpflegung zu Hause habe ich in dieser Woche ca. 60 € benötigt.
Zudem gibt es in Borris verschiedene Pubs und Restaurants, wo man gut essen gehen kann. Dort sind die Menschen auch sehr nett und freundlich, man fällt aber gleich auf, dass man zu Glenns Drechslercommunity gehört und wird auch gern mal dahingehend in ein Gespräch verwickelt. Wir sind die Woche ein paar mal in Pubs und Restaurants gewesen, hier habe ich ca. 200 € gebraucht.
In der weiteren Umgebung gibt es sehr schöne Landschaften zu entdecken und lädt zum Wandern ein. Andere abenteuerliche Aktivitäten kann man hier jedoch nicht unternehmen, braucht man meiner Meinung nach aber auch nicht.
Fazit zur 5-Day Masterclass
Glenn und Cornelia sind so herzlich nette Menschen, was die Atmosphäre im Kurs einfach sehr angenehm macht und ein hervorragendes miteinander gewährleistet. Die Masterclass ist eigentlich ein Drechselkurs für erfahrene Drechsler. Leider melden sich aber laut Glenn auch oft Anfänger für diesen Kurs an, frei nach dem Motto: „Wenn ich schon mal in Irland bin, mache ich gleich die ganze Woche …“ und so war es auch in unserer Gruppe. Die Wissensstände waren sehr unterschiedlich und Glenn war gezwungen auf manche Basics einzugehen. Das war gerade am ersten und zweiten Tag für mich viel Wiederholung und hat sich teilweise sehr gezogen.
Als Glenn dann aber gemerkt hat, dass es hier große Unterschiede im Wissensstand und der praktischen Ausübung gibt, ist er die Woche explizit auf die jeweiligen Fähigkeiten der Teilnehmer eingegangen und hat dem einen eher Profitipps gegeben, welche meiner Meinung nach sehr hilfreich waren, und wiederum anderen die Tipps und Tricks für Anfänger. Er ist eben Profi auf ganzer Linie. Es sind so viele, wenn teils auch kleine Tipps gewesen, die mich persönlich richtig weiter gebracht haben. Ich bin froh, dass mir der Kurs schon so früh geschenkt wurde, denn das erlangte Wissen kann ich jetzt schon einsetzen und vielleicht nicht erst in fünf oder zehn Jahren.
Ich kann diesen Kurs jedem empfehlen, der bereits fundierte Erfahrungen im Drechseln hat und seine Technik oder die Geschwindigkeit verbessern will. Denn Glenn ist ein sogenannter „Productiontruner“ (Serienproduktions-Drechsler), der auch hohe Stückzahlen drechselt, hier kann man auch viel von seinem Workflow abschauen.
Zudem sind die Inhalte im Kurs sehr gut abgestimmt und es ist alles vom Ablauf her sehr rund. Es gibt einen klaren roten Faden, an dem man sich entlang hangelt und die Anforderungen steigen von Tag zu Tag. Auch der Mix aus Theorie und Praxis ist sehr ausgewogen und gut gewählt.
Ich denke, ich werde nochmal einen Kurs bei Glenn besuchen, dann werde ich entweder einen Themenkurs wie zum Beispiel „Große Schalen“ oder einen privaten Tag buchen, dass er explizit auf mich und meine Technik eingehen kann.
Als ich den Kurs im August 2022 gebucht habe, war der Preis noch 950 € für die 5-Day Masterclass, nun ist der Preis aufgrund der gestiegenen Unterhaltskosten Kosten für Glenn auf 1.150 € angestiegen.
Gerade wenn man das Drechseln als Gewerbe oder Nebengewerbe betreibt und seinen Kunden noch höhere Qualität bieten möchte, kann ich den Kurs sehr empfehlen, da dies mit einer wirklichen Verbesserung des eigenen Drechselkönnens einhergeht und somit dein Unternehmen verbessert und nach vorne bringt. Wenn man jetzt erfahrender Hobby-Drechsler ist, muss man sich überlegen, ob man das dafür nötige Kleingeld übrig hat und sich das einfach gönnt. Gut und klar zu empfehlen ist der Kurs auf jeden Fall!
Übersicht aller Ausgaben
Vorstellung aller gedrechselten Unikate
Im folgenden Video zeige ich euch alle Unikate welche ich bei Glenn Lucas gedrechselt habe. Hier gehe ich auf die jeweiligen Details ein.
Abschließendes Gesamtfazit zur Irlandreise
Die Reise war der absolute Hammer, es war ein tolles Erlebnis und wird mir immer positiv in Erinnerung bleiben, die Truppe war perfekt und hat super zusammengepasst. Ich kann dieses Erlebnis nur weiterempfehlen.
Vielen Dank an alle Teilnehmer und vor allem Glenn und Cornelia!
h.l.n.r Eli (Isreal), Andi (Deutschland), Wolfgang (Deutschland), David (USA)
v.l.n.r. Dennis (USA), Julann (USA), Glenn (Ireland), Martin (England), Alan (USA)
Na Interesse geweckt?
Habe ich dein Interesse geweckt, aber du bist noch Anfänger oder hast noch nie gedrechselt? Ich biete auch Drechselschnupperkurse in Münchberg an. Wenn du mehr Informationen hierzu haben möchtest, schreib mir eine Nachricht über das Kontaktformular oder per WhatsApp an 0175 9982253.